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Von Eierkartons und bunten Bildern


Geht es um das Sammeln von Dingen, die für ein Projekt gebraucht werden, ist das eindeutig das mein Revier. Das kennt Klaus, mein Mann schon. Da mache ich dann irgendwann eine Ansage in dieser Art: ?Bitte keine xyz wegwerfen, die brauche ich demnächst für ??.????????????????????? ???????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????Dann sammelt Klaus für mich mit und legt mir das Sammelgut hin.


Im letzten Frühjahr entdeckte ich in unserem Kammerl einen Stapel mit leeren Eierkartons. Ja, wir heben den leeren Eierkarton auf und bringen ihn beim nächsten Einkauf dem Eiermann wieder mit. So ein Eierkarton kann ja öfter verwendet werden. Maximal zwei Kartons sind dann dort. Der Stapel, den ich jetzt sah, war bedeutend größer.

??????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????Da lagen bestimmt 8 Kartons. Ich fragte nach und hörte ?Brauch ich?. Ich verstand es als klare Bitte auf keine weiteren Fragen und so antwortete ich mit ?aha?.


Der Tag der Entdeckung


Dann kam der Tag, da sah ich abends diverse Säcke Erde auf dem Balkon. Ich fragte nicht weiter und sah die Fortsetzung am nächsten Morgen: Alle Eierkartons zogen vom Kammerl auf eine sonnige Fensterbank um.

Eierkarton neben Eierkarton. Jede Mulde, die sonst Eier beherbergte, wurde liebevoll mit Erde befüllt. In die Erde bohrte Klaus mit dem Finger Vertiefungen, die er anschließend mit einem winzigen Samen aus einem Tütchen befüllte. Und die Mulde wurde vorsichtig mit Erde bedeckt.


Liebevoll besprühte Klaus die Eierkarton-Mulden, die jetzt Erdmulden mit Samen waren, mit fein dosierten Pumpstößen aus einer Spritzflasche mit bestem Münchner Leitungswasser. Selbstverständlich tagtäglich individuell abgestimmt auf die jeweilige Sonnenintensität und den sich dadurch verändertem Erde-Feucht-Gehalt.

So ging das viele Tage und noch mehr. Schauen, fühlen, sprühen. Warten. Geduld war angesagt. Wann kommt wohl etwas aus der Erde raus?

Und wie sieht es dann aus? Wird aus jeder Mulde etwas wachsen? Wird aus jedem Samen ein Pflänzchen?


Ja, aus den meisten Mulden wuchsen langsam grüne Stängelchen. Erst ganz klein und zart und mit der Zeit wurden sie größer und kräftiger.

Irgendwann zog ein Teil der kleinen Setzlinge aus den Eierkartons in Töpfe auf dem Balkon um. Hier durften sie sich noch mehr ausbreiten und entfalten. 

Es gab in diesem Jahr viel Basilikum, Tomaten und jede Menge Überraschungs-Blumen auf unserem Stadtbalkon. Und dazu auch eine Menge Stängel, die irgendwie nicht richtig groß werden wollten. 


Der einfache und direkte Weg 


Ich sah das Aussäen, gießen, warten, freuen, hin- und umtopfen und die Freude dabei über die Zeit. Und irgendwann wird mir klar, wie viele Parallelen es zwischen den Samen und Setzlingen und Bildern, zum Malen und dem kreativen Tun gibt. Wie meine ich das?

Geht es darum, schnell und auf einfachem Weg zu einem Bund Kräuter zu kommen, ist dieser Weg nicht der direkte. Genau genommen ist er sehr umständlich und aufwändig. Und in einem vernünftigem Verhältnis zu Aufwand und Nutzen steht es schon gar nicht.


Das geht einfacher, viel einfacher und vor allem schneller.

Der direkte, einfache und schnellste Weg an Kräuter zu kommen geht so: Man(n) geht in ein Geschäft und kauft ein. Es gibt Kräuter ganzjährig in unterschiedlichen Qualitäten und großer Auswahl zu verschiedenen Preisen. Einen frischen Bund vom Markt, als Kräutertopf und auch tiefgefroren oder getrocknet, in Bioqualität oder im Gewächshaus gezüchtet.

Übertragen auf Bilder ist das sehr ähnlich.

??????????????????????????Möchte ich ein Bild, weil ich in meinem Wohnzimmer eine Wand verschönern möchte, ist die Idee, "mal eben ein Bild zu malen" auch nicht der einfache und direkte Weg. Tatsächlich kann das sogar sehr frustrierend werden. Aber dazu später ...

Auch Bilder, die eine Wand schmücken sollen, gibt es vom Poster bis zum Original in allen denkbaren Formaten, Techniken und Preisklassen. Fündig werde ich überall. Im Möbelhaus genauso wie direkt beim Künstler, in Galerien und vielen Orten mehr.

Geht es vielleicht beim Samen setzen und Malen um etwas anderes? ?????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????

Warum setzt Klaus Samen in die Erde, warum male ich?




Es ist die Freude am Tun, Entdecken und Erschaffen


Ich liebe es mit Stift, Pinsel oder den Händen die Farbe laufen zu lassen, mit verschiedenen Materialien zu experimentieren, sie zu verbinden. Mit spielerischer Neugierig gestalte ich und probiere aus. Ich entdecke und staune und mit diesem Tun schenke ich mir Zeit. Zeit für mich, Zeit mit mir. Es ist die pure Freude am Tun und Im-Tun-Versinken. Ich genieße das aktive Tun, die Gedanken ruhen, Farbe und Pinsel laufen lassen. Ganz nebenbei tanke ich dabei auf und schöpfe Kraft.

Wie Klaus beim Pflanzen geht es mir beim Malen in erster Linie nicht darum, schnell und effizient an ein "schönes Endprodukt" zu kommen. Es ist nicht der leckere Basilikum, es geht nicht um ein Bild, das meine Wand zieren soll.


Und was ist mit dem Ergebnis?


Vielleicht fragst Du Dich jetzt, ob es gar keine Rolle spielt, was entsteht. Ein Ergebnis entsteht ja auf jeden Fall. Was ist damit? Natürlich gehört das Ergebnis dazu und spielt auch eine Rolle. Bestenfalls hast Du beim Tun Spaß gehabt und bist mit dem Ergebnis zufrieden. Bestenfalls.

??????????????????????????????????????????Doch gerade, wenn man sich auf neues Terrain begibt, etwas Neues ausprobiert, in dem man noch nicht so geübt ist, bei dem nicht jeder Handgriff sitzt, ist es eher unwahrscheinlich, dass der beste Fall eintritt. Eigentlich klar und doch haben wir heute sehr oft genau diese Erwartungshaltung. Kennst Du das auch?

Manchmal verwechseln wir Erfahrung und Übung mit Talent.

???????????????????Hat mein Mann keinen "grünen Daumen", weil nicht jeder Samen aufgegangen ist? Nein, was für eine vorschnelle Schlussfolgerung. Vielleicht geht sogar bei einem Gärtner nicht jeder Samen auf. Und der hat viel Erfahrung, kennt die besten Komponenten und Rahmenbedingungen, die dazu beitragen, dass ein Samen aufgeht und bestens gedeiht.


Die Falle der Erwartung

Wenn ich ein heute Bild für unser Wohnzimmer malen sollte, würde ich das nicht mehr machen. Ja, ich sage "heute" und "nicht mehr", weil ich mittlerweile weiß, dass das nicht gut geht ... 

Warum? Es schränkt mich in meiner Freiheit ein das zu tun, was ich gerade machen möchte.

Das Bild hätte verschiedene Aufgaben zu erfüllen.

???????????????????????????????Angefangen bei der Auswahl der Größe und des Materials bis zur Farbgebung. Das Bild sollte uns beiden gefallen und dazu die Stimmung des Raumes unterstützen. 

Das bedeutet: Gedanken machen bevor ich anfange zu malen. Überlegen, nachdenken, abwägen, abstimmen, neu denken und dann entscheiden. Gute und richtige Gedanken für ein Endergebnis. Doch für Kreativität und den Flow sind sie nicht dienlich. Überhaupt gar nicht.

Feste Vorgaben schränken mich in meiner Kreativität ein. Ein fixes Konzept, ein vorgefertigter Plan, welches mir das Endergebnis vor Augen halten, lösen Druck und manchmal sogar eine Blockade aus. Dann geht so gut wie gar nichts mehr oder nur noch verkrampft und es macht mir keinen Spaß.



Der Schlüssel zur Leichtigkeit


Ich möchte wild und bunt oder ruhig und monochrom gestalten genau zu dem Zeitpunkt, wenn mir danach ist. Ich wähle den Untergrund und das Format, das Werkzeug und die Technik so wie ich es gerade möchte. Nach meiner Stimmung, meinem vorhandenem Platz und mit dem Material, das ich habe oder ausprobieren möchte. Die Leichtigkeit macht es möglich.


Das ist meine Freiheit aus dem Moment heraus entscheiden zu können, was ich jetzt in diesem Moment machen möchte. Das nimmt mir den Druck. Damit schenke ich mir Freiheit und erlebe lebendigen Ausdruck. Es geht so leicht in den kreativen Flow zu kommen ? wenn ich mir die Erlaubnis gebe und mich vom Endergebnis löse.

Natürlich kann es leichter gehen, wenn Du auf ein Portfolio an Techniken zurückgreifen kannst. Das kannst Du alles lernen und spielerisch entdecken. Das ist auch wie Samen setzen.

Mit Leichtigkeit gedeiht ...

Die Pflanze Kreativität in Dir wächst mit jedem einzelnen Pinselstrich, jedem Schnipsel, einfach dem kreativen Tun. Mit jedem Tun entdeckst Du Neues, machst Erfahrungen und kommst auf Ideen bzw. die Ideen kommen zu Dir. Ja, so gedeiht alles mit Leichtigkeit. Und Du wirst staunen, was mit dieser Leichtigkeit alles entstehen kann.

Und sollte es sein, dass Dir gerade nichts einfällt, wie und womit Du anfängst, lass Dich inspirieren.

HIER kannst Du Dich zu meiner tutspiration eintragen.

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Und die Bilder an der Wand?


Ach ja ? falls Du Dich jetzt fragst, ob und von wem bei uns zu Hause Bilder an den Wänden hängen ...

Ja, in unserer Wohnung hängen viele Bilder. Stell Dir vor, es sind Bilder von mir.  : )

Jetzt weißt Du ja ... Malen ohne das Ziel des Bildes bedeutet für mich nicht, dass nichts entsteht.

Und es schließt auch nicht aus, dass mir das Bild am Ende gefällt. Es kann sogar sein, dass es auch meinem Mann gefällt und es in die Wohnung passt. Kann sein, muss nicht. Es ist einfach nur ein anderer Fokus ... tut und gut.